Dienstag, 20. Januar 2015

Reisen mit Hilfe der Engel

Im Volksmund heißt es: „Wer reist, der kann etwas erleben“. Ich kann das nur bestätigen. Auf meinen Reisen habe ich unzählige Situationen mit den Engeln erlebt. So auch die folgende Geschichte.



Die kuriosesten Situationen habe ich auf Bahnfahrten erlebt. Damit mich keiner falsch versteht. Ich liebe das Bahnfahren. Schließlich ist die Bahn das einzige Fortbewegungsmittel neben dem Fahrrad bei welchem mir noch nie schlecht geworden ist. Trotzdem ergeben sich dabei für mich die merkwürdigsten Begebenheiten. So auch bei meiner letzten Fahrt nach Bielefeld.
Während der Reise musste ich einmal umsteigen und hatte dazu nur eine viertel Stunde Zeit. Deshalb, und weil ich bei der vorhergehenden Bahnfahrt meinen Anschlusszug verpasst hatte, bat ich die Engel darum, doch bitte dafür zu sorgen, dass ich ihn dieses Mal bekam. Außerdem sagte ich, dass ich  höchstens eine Verspätung von 10 Minuten akzeptieren würde. Falls aber dahinter noch ein Thema von mir steckte, sollten sie es mir doch bitte bewusst machen.
Frohen Mutes machte ich mich also auf nach Bielefeld, bis ich den Hauptbahnhof meiner Stadt erreichte. Auf der Anzeigetafel sah ich, dass mein Zug nicht auf dem vorher festgelegten Gleis fuhr und war zuerst froh, dass ich so früh gekommen war und diese Information nicht überlesen hatte. Ich ging also zum neuen Gleis, doch plötzlich hieß es, dass der Zug etwas 10 bis 15 Minuten Verspätung haben würde.
Fieberhaft überlegte ich, welches Thema dahinter stecken könnte. Da aber mein Gefühl positiv war wartete ich erst einmal ab. Noch war der Zug ja nicht da! Nach 10 Minuten sah ich auf die Anzeigetafel meines Bahnsteigs. Mein Zug wurde nicht mehr angezeigt! Doch noch bevor sich das Fragezeichen in meinem Gesicht formieren konnte erkannte ich, dass er nun auf dem ursprünglichen Gleis angezeigt wurde. Als ich noch überlegte, ob ich dorthin wechseln sollte, wurde diese Neuigkeit auch über die Lautsprecher verkündigt. Ich ging also rüber und sah den Gleiswechsel als gutes Zeichen.
Das änderte sich schier, als ich das Gleis erreichte. Es donnerte aus den Lautsprechern, dass der Zug mit 20 Minuten Verspätung einfahren würde. Ein Stoßgebet meinerseits fuhr gen Himmel bei welchem ich zufällig mitbekam, dass der Zug in umgekehrter Fahrtrichtung einfahren würde. Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. In welchem Abschnitt würde nun mein Wagon mit meiner Platzreservierung einlaufen?
Der Zug lief ein und ich stand perfekt.- „Geht doch“, dachte ich.
Kaum hatte ich meinen Platz eingenommen fuhr der Zug los. Der Lokführer hatte es anscheinend eilig. Das nahm ich als gutes Zeichen. Er machte auch sofort eine Durchsage und ich war froh, bis ich die Worte hörte, dass wir die Verspätung auf keinen Fall aufholen würden. –„ Nicht schon wieder! Dieses Thema musste unbedingt gelöst werden“, schoss es durch meinen Kopf.
Mein einziger Wunsch, der sich noch bildeten konnte, war der, dass der Schaffner kommen möge, um mein Ticket frei zu geben, so dass ich mich nicht noch extra in die Schlange einer Servicestelle stellen musste.
Der Zug fuhr und fuhr und kein Schaffner ließ sich blicken. Ich bekam eine SMS von meiner Schwägerin, in welcher sie mir eine gute Reise wünschte und ich berichtete ihr von der Verspätung.
Ihre Antwort kam auf der Stelle: „Die Engel kennen Deine Aura  und kichern sich einen“. Daraufhin schrieb ich ihr, dass es Wahnsinn sei, dass ich eine Schwägerin hätte, die ein Medium sei. - Ich konnte ihr Kichern bis zu mir hören und grinste vor mich hin.
Kurz danach kam der Schaffner und ich sprach ihn auf die Verspätung und das Ticket an. Er bestätigte mir, dass wir den Zug nicht mehr erreichen würden und schaltete mein Ticket frei.
Kurz bevor wir im Umsteigebahnhof einfuhren wurden die Anschlusszüge über Lautsprecher benannt. Bis auf meinen Zug! Ganz am Schluss holte der Lokführer noch einmal aus, dass er keine Informationen über den Zug nach Köln über Bielefeld hätte.
Inzwischen hatten wir fast eine halbe Stunde Verspätung! Der Lokführer meinte, dass der nächste Zug nach Bielefeld auf dem Nachbargleis meines ursprünglichen Zuges führe.
Der Bahnhof war voll und ich kam nur mühsam von einem Bahnsteig zum nächsten. Das störte mich aber nicht, da ich bis zum nächsten Zug noch eine halbe Stunde Zeit hatte.
Ich ging geradewegs zu meinen Gleisen. Als ich den Treppenabsatz oben erreichte staunte ich nicht schlecht. Auf meinem Ursprungsgleis stand ein Zug nach Köln. Ich schnappte meinen Koffer und sprang ohne zu überlegen rein. - Hinter mir ging die Tür zu!
Der Zug fuhr an und es ratterte in meinem Gehirn. Konnte ich wirklich im richtigen Zug sein? Es war kein Schaffner zu sehen. Beim reinspringen hatte ich gesehen, dass ich im Wagon 5 gelandet war. Meine Reservierung war in Nummer 10. Mein Gefühl sagte mir, dass ich nach links musste.
Völlig fertig ging ich durch das Abteil und kam zur nächsten Tür. Die Tür klemmte und ich bekam sie nicht auf!
Hinter mir ging eine Frau und ich trat einen Schritt zur Seite und sagte, dass ich die Tür nicht aufbekäme. Es war eine deutliche Aufforderung es gemeinsam zu versuchen. - Die Frau sah mich an, drehte sich um und ging! -Fassungslos schaute ich ihr hinterher und Beschloss auch um zu drehen. Alleine bekam ich die Tür nicht auf.
Als ich den Eingang erreichte durch welchen ich in den Zug gestiegen war stand dort ein Schaffner. Ich hielt ihm meine Fahrkarte entgegen und fragte, ob ich im richtigen Zug sei. Aufmerksam studierte der Schaffner sie. Ich hielt den Atem an. „Wenn er noch länger braucht werde ich ersticken“, dachte ich. Dann sah er mich an und sagte kurz: „Ja“. - Erleichterung stieg in mir auf und ich wagte zu fragen in welche Richtung es zu meiner Reservierung gehen würde. „Nach links“, sagte er.
- „Hilfe, wie komme ich durch die Tür“, schoss es durch meinen Kopf und ein weiteres Stoßgebet ging zum Himmel.
Als ich die Tür erreicht hatte, hatte ich vergessen, dass ich sie beim ersten Mal nicht aufbekam. Erst als ich durch sie hindurchgegangen war, fiel es mir wieder ein und ich wunderte mich, wie leicht es dieses Mal ging.
Ich fand meinen Platz und wurde kurze Zeit später von einem anderen Schaffner kontrolliert. Dabei strahlte ich ihn an und meinte, dass ich bestimmt der Einzige Fahrgast sei, der sich über die Verspätung freuen würde. Dankbar strahlte er zurück.
Als wir in Bielefeld einfuhren hatten wir 9 Minuten Verspätung.
Ja, die Engel hören genau zu ;-).

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